Beitrag zum Roman "Tayfun" von Evelin Barenbrügge

 

Leandro

 

Gütig war die graue Alte,

 war mir Bleibe, war mein Hort,

als der Schnitter sie genommen,

 war verwaist ich, musste fort.

  

Welcher Mutter bin ich Kinde?

 Welchem Vater bin ich Sohn?

 Welchem Herzen bin ich Freude?

 Welcher Seele Müh und Lohn?

 

Leblos karg die dunkle Höhle,

 war im Sturm mir Schutz und Trutz,

 musste dennoch von ihr gehen,

 heimatlos, nutzloser Butz.

  

Welchem Freund bin ich Kumpane?

 Welchem Weib geliebter Mann?

 Welchem Kind ein guter Vater?

 Welchem Menschen Halt und Bann?

  

Sehnsucht hält sich fest verborgen,

 tief in meiner Seelenschlucht.

 Werde nirgendwo mehr heimisch,

 rastlos, stetig auf der Flucht.

 

(Copyright: hendrik martin eißler)

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Magisches Theater

inspiriert durch Hermann Hesse „Der Steppenwolf“

 

Anarchie in den Gedanken
lässt das traute Selbstbild wanken
von dem Wolf der einsam suchend
stetig flüchtig – stetig fluchend

Hier im magischen Theater
wächst Instinkt zu dem Berater
dass wer sich
durchs Leben windet
Wege zur Erkenntnis findet

Raum zum Leben – Raum zum Lachen
und den Wolf zur Beute machen
statt ein Opfer seiner Lügen
mich zersplittern – wieder fügen
wieder sammeln – mich vergießen
Vielfalt meiner Ichs genießen
um dem Weltenlauf zu höhnen
mit Humor dem Dasein frönen

Spiele zwischen Licht und Schatten
haben was wir niemals hatten
halten was wir schon verloren
leben – sterben – neu geboren

Statt Vernunft die uns entzückte
ist hier Platz nur für Verrückte
Vorhang auf im Seelenland
Eintritt kostet den Verstand

 

(Copyright:

hendrik martin eißler)